Sagen der Burg

 

Bereits 250 Jahre nach ihrem Bau erlosch das Leben auf der Burg Blankenhorn.

1479 ließ der gräfliche Forstmeister Bartholomäus Lutz sämtliches Holz, Dächer, Ziegel und Interieur abtragen und verkaufte sie im Namen des Grafen von Württemberg.

 

Dieser Maßnahme fielen neben dem Palas auch die anderen Gebäude, die Wehrgänge und die Kampfhäuser auf der Ringmauer zum Opfer.

Da die Burg nun nicht mehr bewohnt war, nahm der Wildwuchs in und außerhalb der Anlage zu, die Wege wurden unpassierbar und auch der einst kahle Bergsporn wurde langsam vom Baumbestand zurückerobert.

Nach und nach verschwand die Geschichte der Burg aus den Gedächtnissen und dem Blickfeld der Menschen und machte Platz für die erstaunlichsten Sagen und Mythen um Blankenhorn und ihre Bewohner.

 

Die bekannteste, aus deren Stoff auch ein Roman entstand, ist die Geschichte von Wolf von Blankenhorn und seinen Frauen, der unglücklichen Elisabeth von Stromberg und der stolzen Kunigunde von Sachsenheim.

Hier wird Wolf als grausamer und brutaler Raubritter ohne ritterliche Ehre beschrieben, der mit seinen Gefolgsleuten von seiner Burg aus das umliegende Land und die Handelsstraßen terrorisierte und ausplünderte.

Eines Tages lernt er die 16-jährige Elisabeth von Stromberg kennen, verliebt sich und heiratet sie.

Doch auch Elisabeth kann den Charakter des wilden Wolf nicht ändern.

Als Wolf mit seiner Gefolgschaft zu einem Kriegszug nach Italien aufbricht, gesteht ihm Elisabeth ihre Schwangerschaft, was den harten Ritter jedoch nicht abhalten kann.

Als der Burgherr nach Monaten zurückkehrt, ist die Burgfrau stolze Mutter einer Tochter. Die Tatsache eines fehlenden Stammhalters und die Unterstellung von Außenstehenden, Elisabeth habe Ehebruch begangen, macht Wolf rasend und er läßt seine Frau und Tochter in das burgeigene Verlies werfen.

Die Brüder Elisabeths erfahren von der grausamen Haft und fordern Wolf zum Kampf heraus. Zu ihrem kleinen Heer gehören die Ritter von Lomersheim und Gemmingen samt ihrer Knechte.

Im Tal zwischen Blankenhorn und der Burg Stromberg kommt es zur Schlacht, in der Wolf und seine Genossen unterliegen.

Kurz nachdem Elisabeth befreit wurde und zur väterlichen Burg gebracht wurde, stirbt die junge Mutter an den Folgen der Haft.

Wolf von Blankenhorn scheint das Ganze kaum beeindruckt zu haben, denn schon kurze Zeit später ist er wieder auf Freiersfüßen und umwirbt die stolze Kunigunde von Sachsenheim.

Der auch in anderen Sagen schon erwähnte Haugeist von Sachsenheim, der Gnom „Klopfer“, warnt jedoch die Liebenden vor einer Heirat und droht mit Tod und Verwüstung.

Als das Paar 3 Jahre später wieder den Gnom um Hilfe bittet, ist dieser so erzürnt, daß er das ganze Schloß Sachsenheim samt allen Insassen zerstört.

 

In dieser Geschichte werden viele Orte und Familien erwähnt, die tatsächlich existiert haben. Das ist genau der Grund, warum sie von vielen Menschen zumindest in Teilen für bare Münze genommen wurde. Spätere Berichte von wilden Raubrittern, die in der Burg hausten, stützen sich auf diese Geschichte.

Die Tatsachen sehen allerdings völlig anders aus:

Die Besitzer der Burg lassen sich von 1220 bis zu ihrer Zerstörung zweifelsfrei belegen, für eine Existenz eines Ritters von Blankenhorn gibt es im Unterland keinen einzigen Hinweis oder Beweis. Auch war die Burganlage für einen verarmten Raubritter viel zu groß.

Burg Blankenhorn war ein neufferscher, später ein württembergischer Verwaltungssitz, ein Raubritter als Lehensmann oder Burgvogt wäre höchstwahrscheinlich nie geduldet worden.

 

Nach 1480 war die Burg unbewohnbar und wurde ab ca. 1660 von den Eibensbacher Bauern als Steinbruch mißbraucht.

In der Nähe von Urach existierte zu dieser Zeit eine kleine Burg mit dem gleichen Namen, die früher als die Eibensbacher Burg gebaut wurde. Auch der Familienname Blankenhorn kommt in dieser Gegend sehr häufig vor, im Zabergäu dagegen überhaupt nicht. Die Größe der kleinen Burg (ca. 300m²) läßt schon eher auf einen Raubritter-Unterschlupf schließen.

 

 

Doch die Geschichte des wilden Ritters Wolf ist bei weitem nicht die einzige Sage, in der die Burg Blankenhorn eine wichtige Rolle spielt.

Eine weitere Erzählung handelt von einem nicht weiter benannten Eibensbacher Kuhhirten, der im Herbst seine Herde im näheren Umfeld der Burg grasen läßt.

Als er eine schöne Schlüsselblume entdeckt, heftet er sie sich an seinen Hut. Plötzlich steckt statt der Blume ein silberner Schlüssel im Hutband. Gerade als der Hirte sich überlegt, woher dieser Schlüssel kommen mag, erscheint eine völlig in weiß gekleidete Frau und zeigt ihm den Weg zu einer verborgenen Kammer in unmittelbarer Nähe der Burg.

Sie erklärt ihm, daß der Schlüssel die Türe zur Schatzkammer öffnet, warnt ihn aber auch dreimal ausdrücklich, zum Schluß „das Beste“ nicht zu vergessen.

Nachdem die Weiße Frau wie von Geisterhand verschwunden ist, öffnet der Hirte mit seinem Schlüssel die Tür und findet tatsächlich die prall gefüllte Schatzkammer der Burg.

 

Als sich der junge Mann voller Freude die Taschen füllt, bekommt er es plötzlich mit der Angst zu tun und rennt davon.

Dabei hat er tatsächlich „das Beste“, nämlich den silbernen Schlüssel vergessen, mit der auch gleichzeitig die schöne weiße Frau hätte erlösen können.

Als er Tage später wieder zu der Stelle kommt und die restlichen Schätze holen will, kann er die Schatzkammer nicht mehr finden.

Nach der Überlieferung hat diese Geschichte dennoch ein Happy End, der Hirte verläßt das Land mit den ihm verbliebenen Schätzen und lebt glücklich und zufrieden.

Die weiße Frau, den Sagen zufolge die unglückliche Elisabeth, soll noch heute in den Gemäuern der Burg hausen und ab und zu in den Wäldern rund um Blankenhorn zu sehen sein und auf Erlösung warten.

Auch von einem bärtigen Mann, dem „Blankenhörner“, wird berichtet, der mehrmals in voller Rüstung laut fluchend zwischen Blankenhorn und Magenheim gesehen wurde.

Durch diese Geschichten animiert haben schon viele Menschen in den Ruinen der Burg gegraben und die geheime Schatzkammer gesucht.

Gefunden wurde freilich nichts von Wert, aber die Anziehungskraft dieser Geschichte ist immer noch groß.

 

Das Titelbild stammt aus dem Jahr 2014.

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